Buchtipp: Reprint des Buchs „Umbau“ von 1932
11. Oktober 2024
Foto 1: Originalcover „Umbau“ von 1932. Bild: aus dem Buch „Umbau“ im Dölling und Galitz Verlag / Foto 2: Cover Reprint. Bild: Dölling und Galitz Verlag
Umbau ist das Gebot der Zeit. Die nächsten Jahre dürften einen echten Paradigmenwechsel im Bauwesen mit sich bringen. Historiker*innen wissen freilich, dass vieles weit weniger radikal und neu ist als man gemeinhin denkt. Ein hervorragendes Beispiel dafür ist der eben erschienene Reprint des Buches Umbau aus dem Jahr 1932, neu herausgegeben im Dölling und Galitz Verlag von Markus Jager, Professor für Bau- und Stadtbaugeschichte in Hannover.
Umbau stammt von dem jungen Architekten Konstany Gutschow und Ingenieur Hermann Zippel. Es entstand im Kontext der Weltwirtschaftskrise 1929, die dem Thema eine aktuelle Relevanz gab und bei vielen Architekten zu leeren Auftragsbüchern führte. Auch der junge Gutschow hatte „schlichtweg freie Kapazitäten“. Erfahrungen im Bereich Umbau hatte er nicht, traute sich aber trotzdem zu, das erste systematische und umfassende Buch zu diesem Thema in Deutschland zu schreiben
Der Band erschien im Julius Hoffmann Verlag, der zu den wichtigsten publizistischen Akteuren des Neuen Bauens zählte. Gutschow und Zippel argumentieren aus dem Kontext der Moderne heraus, die eher auf Tabula rasa und das Neuerfinden von Architektur setzte. Trotzdem war der Ansatz anschlussfähig an Diskurs und Praxis.
Der Name ist Programm, der Untertitel verrät den Inhalt: Fassadenveränderung, Ladeneinbau, Wohnhausumbau, Wohnungsteilung, seitliche Erweiterung, Aufstockung, Zweckveränderung, Planung und Konstruktion. 86 Beispiele mit 392 vergleichenden Ansichten, Grundrissen und Schnitten. Es ist erhellend, in die breit dokumentierte Praxis des Umbaus der Zwischenkriegszeit einzutauchen. Man findet nicht nur „vorbildliche“ Beispiele, sondern die ganze Bandbreite an Umbauten, darunter viele Purifizierungen historistischer Fassaden.
Bekanntlich spielte der Umbau in den folgenden Jahrzehnten eine untergeordnete Rolle. Das Buch sollte deshalb nicht als Auftakt einer architektonischen Transformationskultur missverstanden werden, sondern als hochinteressantes Zeitdokument, das Potenziale aber auch mache Irrwege des Umbauens exemplifiziert.
Umbau. Fassadenveränderung, Ladeneinbau, Wohnhausumbau, Wohnungsteilung, seitliche Erweiterung, Aufstockung, Zweckveränderung, Planung und Konstruktion. 86 Beispiele mit 392 vergleichenden Ansichten, Grundrissen und Schnitten. Von Architekt Konstanty Gutschow und Ingenieur Dr. Hermann Zippel
Markus Jager (Hg.)
152 Seiten
Dölling und Galitz Verlag Hamburg 2024
ISBN 978-3-96060-703-8
30 Euro