Wie viel Hightech ist in Ordnung?
28. November 2024
Von Tim Gebhardt
„Smart Tech, High Tech, Low Tech“ – so lautete der Titel des Thementalks zum nachhaltigen Einsatz von Haustechnik. Add-ons, die im Betrieb eines Gebäudes eingesetzt werden können und dabei den Verbrauch optimieren möchten, gibt es inzwischen reichlich. Doch sind auch alle dieser teils sehr technikintensiven Lösungen sinnvoll, wenn es doch im Endeffekt darum geht, den Energieverbrauch zu senken? Wie umfangreich ein Gebäude verkabelt werden muss und welche Techniken heutzutage unabdingbar sind, diskutierten drei Vertreter ihrer haustechnischen Gewerke unter Moderation von May-Britt Frank-Grosse auf der Bühne des Klimafestivals 2024.
Die Runde startete mit einem Einblick der Sprecher in ihre jeweiligen Projekte und Strategien. Transsolar verfolgt mit ihren Lösungen für haustechnisch anspruchsvolle Gebäude seit Jahren das Ziel, eine möglichst nachhaltige Integration von Klimatechnik zu leisten. Mit ihrer Low-Tech-Umsetzung im Bestand konnten die Klimaingenieure beim Umbau der DAV-Hauptzentrale in München beispielsweise einen alternativen Ansatz zur sonst oft ausufernden Zu- und Abluftanlage fahren. Reguliert wird hier mit Druck und Temperaturunterschieden, eine elektrische Ansteuerung entfiel dadurch und auch der sonstige Technikeinsatz wurde auf ein Minimum reduziert.
Eine Domäne, die seit Beginn an auf elektrische Unterstützung angewiesen ist, ist die Aufzugtechnik. Hier ist es nur schwerlich vorstellbar, dass zukünftig weniger Technik zum Einsatz kommen soll. Dafür könnte sie allerdings smarter werden und somit den Verbrauch verringern. Davon war David Nouri von der Firma C. Haushahn überzeugt, die bereits seit 1889 Aufzüge entwickelt und vertreibt. Durch den Einsatz von KI sollen in den nächsten Jahren zum Beispiel Bewegungsmuster von Nutzer*innen in großen Gebäuden schneller erkannt und die Verteilung der Fahrkabinen in diesen optimiert werden können.
Dass sich auch klassische Drehkippfenster im Privateinsatz technisieren lassen und sie damit einen Beitrag zum Energiesparen leisten können, versicherte Matthias Gröninger von Gröninger Antriebstechnik. Seine Firma vertreibt ein System, welches die analoge sowie auch die digitale Steuerung von Fenstern parallel ermöglicht. Ein Fenster kann zum Beispiel erkennen, wenn es gerade angekippt wird und ein Signal an andere Fenster im Haus abgeben, die sich dann wie von Zauberhand ebenfalls öffnen. Eine High-Tech-Gebäudehülle ist hier die Innovationsleistung.
In welchem Ausmaß der Einsatz von Haustechnik zu Einsparungen führen kann, ist letztendlich oft auch an die Risikobereitschaft der Bauherrschaft geknüpft. Nach dem intensiven Gespräch sollte jedoch klargeworden sein: Zu viel Technik hilft auch nicht weiter. Komplexe Planungsprozesse und Installationswege seien noch zu fehleranfällig, haustechnische Anlagen können inzwischen kaum noch von den Nutzer*innen bedient werden. Schon vor Inbetriebnahme schleichen sich gerade bei großen Projekten viele Fehler ein.
In einem abschließenden Statement fand Felix Thumm jedenfalls motivierende Worte und appellierte an die Kooperation im Planungsprozess: „Bauherrenschaft und Entwickler müssen gemeinsam innovative Wege gehen.“