Grad°jetzt – Gegen die Angst

10. Januar 2025

Von Maximilian Ludwig

Foto: Heinze GmbH. Marcus Jacobs

Louisa Schneider ist viel gereist. In Südamerika etwa stand die Klimaaktivistin inmitten eines brennenden Regenwalds und sprach mit Bewohner*innen des Amazonasgebiets. Von ihren Erlebnissen berichtete sie auf der Bühne des 3. Klimafestivals in Berlin – und hinterfragte dabei unser Verständnis von Umwelt.

Es gibt Punkte, an denen sich etwas nicht mehr rückgängig machen lässt, sind sie einmal überschritten. Louisa Schneider sprach von solchen Kipppunkten, durch die der Klimawandel außer Kontrolle gerät. Sie besuchte fünf Orte, an denen steigende Temperaturen, Zerstörung und Sterben sichtbar sind: Waldbrände in Brasilien, verschwindende Häuser und Strände im Senegal, schmelzendes Eis und auftauende Böden in Kanada und Grönland und ausgebleichte Korallen vor der Küste Australiens. Mit dabei: Naturfotograf Markus Mauthe, der Louisa Schneiders Begegnungen mit dem Klimawandel festhielt. Mit ihrem bildgewaltigen Vortrag tourt die Aktivistin nun in Kooperation mit Greenpeace durch Deutschland.

Foto: Heinze GmbH. Marcus Jacobs

Angesichts der verheerenden Bilder, könnte man denken, es sei längst zu spät. Dem hält Louisa Schneider entgegen. Sie möchte mit ihren Geschichten Zuversicht spenden. In der Station Berlin zeigte Louisa Schneider ein Satellitenbild im Zeitraffer. Seit ca. 2000 ist sichtbar, dass die Entwaldung im brasilianischen Regenwald über eine gewisse Grenze nicht hinausgeht. Hinter dieser, so die Klimaaktivistin, beginnen die „indigenen Gebiete“. Im Nordamazonas, an der Grenze zu Venezuela besuchte sie ein Runddorf der Yanomami. Das Leben dieser Menschen ist bedroht, nicht nur durch Brandrodungen, sondern auch durch gewalttätige Goldschürfer und Quecksilbervergiftung sowie eingeschleppte Krankheiten.

Louisa Schneider saß mit Davi Kopenawa zusammen, einem spirituellen und politischen Vertreter der Yanomami. Er fragte sie, was „Umwelt“ bedeute. Der Begriff ist den Yanomami unbekannt. „Sie leben im Wald, mit dem Wald“, erklärte die Aktivistin. Aus ihrer Sicht müsste es folgerichtig „Mitwelt“ heißen. Davi Kopenawa sprach mit ihr weiter über die Denkweise der weißen Menschen von der Nordhalbkugel. Zu quadratisch sei sie. Davon müssten wir wegkommen und stattdessen in Kreisläufen denken.

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