Hessen will verstärkt Recyclingbaustoffe einsetzen
1. Juni 2023
Die Hessische Landesregierung hat eine Initiative für Baustoffrecycling gegründet. Dazu haben sich das Umwelt-, das Wirtschafts- und das Finanzressort zusammengeschlossen. Gemeinsames Ziel ist es, den Einsatz von Recyclingbaustoffen zu fördern und eine Kreislaufführung von Rohstoffen zu unterstützen. Bei der Ausschreibung und Vergabe von Bauleistungen sollen diese Baustoffe künftig verstärkt berücksichtigt werden.
Mit Baustoffrecycling werde der Eingriff in den Naturhaushalt für die Gewinnung von Baustoffen ebenso vermindert wie der Bedarf an Deponieraum. Beides sei in Hessen begrenzt, heißt es in einer Mitteilung. Langfristig würden durch das verstärkte Recycling von Baustoffen hohe Kosten für die Erschließung und den Betrieb von Deponien gespart. Zudem verursache der konventionelle Neubau hohe Treibhausgasemissionen. „Hier liegen enorme Einsparpotentiale, die wir in Hessen nutzen wollen“, so Umweltministerin Priska Hinz. Positive Effekte des Baustoffrecyclings seien Ressourcenschutz, Abgasreduktion, Schonung von Deponieraum, weniger Flächenkonflikt und weniger CO2-Emissionen.
„Wir werden künftig bei allen Baumaßnahmen des Landes im Straßenbau, einschließlich Geh- und Radwegen, vorrangig Recyclingmaterial einsetzen“, kündigt Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir an. „Wir sind uns unserer Vorbildfunktion als öffentliche Auftraggeber von Baumaßnahmen bewusst und werden daher gemeinsam eine Reihe von Maßnahmen umsetzen, die das Baustoffrecycling stärken“, ergänzt Finanzminister Michael Boddenberg. „Im staatlichen Hochbau ist die Verwendung von Recyclingbaustoffen anspruchsvoller als etwa im Straßenbau. Der Einsatz soll zukünftig aber verstärkt geprüft werden. Bei Außenanlagen wird auch bei Hochbauten schon jetzt teilweise auf Recyclingmaterial zurückgegriffen. Aber auch da geht sicherlich noch mehr.“
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Die drei Ministerien werden Leitlinien für kreislaufgerechtes und ressourcenschonendes Bauen im Hochbau erarbeiten, heißt es weiter. Darin sollen wesentliche Grundlagen für den weitergehenden Einsatz von Recyclingbaustoffen im staatlichen Hochbau des Landes Hessen geschaffen werden. Parallel dazu werden Konzepte zur kurzfristigen Steigerung der Ressourceneffizienz im staatlichen Hochbau entwickelt. Der Einsatz von Recyclingbaustoffen soll zudem verstärkt bei öffentlichen Vergaben berücksichtigt werden.
Im Rahmen des Klimaplans Hessen wird die Thematik zudem vorangetrieben. Die Konzeption einer hessischen Sekundärbaustoffbörse ist vorgesehen, um Angebot und Nachfrage möglichst regional zu verknüpfen.
Nach der bundesweiten Abfallstatistik sind „Mineralische Abfälle“ mit einem jährlichen Aufkommen von mehr als 220 Mio. Tonnen die mit Abstand größte Abfallfraktion. Den überwiegenden Teil dieser Stoffe bilden die Bau- und Abbruchabfälle. Zwar werden hiervon schon über 90 % einer stofflichen Verwertung zugeführt, es werden dabei aber nur 10 bis 15 % des Baustoffbedarfs durch Recyclingbaustoffe (RC-Baustoffe) gedeckt. Der größte Teil dieser Abfälle wird bei anderen Verwertungsmaßnahmen, wie der Verfüllung von Abgrabungen (über 50 %) und im Tief-, Deponie- und Landschaftsbau, eingesetzt.
„Ziel einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft muss es sein, Abfälle einer möglichst hochwertigen Verwertung, wie der Bauschuttaufbereitung und dem anschließenden Einsatz als RC-Baustoff, zuzuführen“, heißt es auf der Website des hessischen Umweltministeriums. Neben qualifizierten Gesteinskörnungen könne Beton hierbei unter der Verwendung von Recyclingmaterialien (R-Beton) eine besondere Bedeutung zukommen.
Im Jahr 2016 sind in Hessen rund 15,3 Mio. Tonnen Bau- und Abbruchabfall angefallen, informiert das Ministerium weiter. Davon wurden fast 4,4 Mio. Tonnen einer Bauschuttaufbereitung zugeführt, die den ersten Schritt in der Behandlungskette einer hochwertigen Verwertung darstellt. Diese Menge könnte bei entsprechender Nachfrage nach Recyclingbaustoffen deutlich gesteigert werden. Damit würden natürliche Ressourcen und begrenzter Deponieraum geschont.
„Die mangelnde Nachfrage nach Recyclingbaustoffen beruht nicht selten auf Vorbehalten, die bewirken, dass Recyclingbaustoffe bei Ausschreibungen nicht berücksichtigt werden“, heißt es vom hessischen Umweltministerium. Bestehende Verwertungshemmnisse sollten daher künftig verstärkt identifiziert, Vorbehalte ausgeräumt und damit die Ziele der Kreislaufwirtschaft erreicht werden. Möglich sei der Einsatz in allen Baubereichen (Hochbau, Straßenbau und Tiefbau). Damit RC-Baustoffe eingesetzt werden, seien sie bei der Ausschreibung und Vergabe von Bauleistungen zu berücksichtigen. Die öffentliche Hand als Bauträger komme nur so der ihr gesetzlich vorgegebenen Vorbildfunktion nach.