Bauwende jetzt erst recht: Vier Bündnisse und ihre Forderungen

17. März 2025

Logos der Bündnisse

Im Bundestagswahlkampf spielte Klimaschutz keine Rolle, von Baukultur ganz zu schweigen. Umso wichtiger, dass sich die Baubranche jetzt, da die neue Bundesregierung den Kurs der kommenden Jahre aushandelt, mit Forderungen positioniert. Wir schauen auf vier Bündnisse, die für eine Bauwende kämpfen.

Die Ampelregierung hatte sich viel vorgenommen, um klimagerechtes Bauen in Deutschland voranzubringen. Vergleichsweise wenig ist passiert. Die Baugesetznovelle und der Gebäudetyp-e haben es nicht mehr zum Gesetz geschafft. Laut einem Bericht der Agora Energiewende hat Deutschland seine selbstgesteckten Klimaziele für 2024 zwar übertroffen, die europäischen Marken aber verfehlt – vor allem wegen der Sektoren Verkehr und Gebäude.

Ein Grund dafür sind entgegengesetzte Interessen innerhalb der Baubranche. Vertreter*innen der Immobilienindustrie fordern, den Klimaschutz zugunsten von mehr Bautätigkeit zurückzustellen, um schnell und günstig Wohnraum schaffen zu können. Demgegenüber setzen sich beispielsweise die Bundesarchitektenkammer und Architects 4 Future (A4F) für die Priorisierung von Bestandsumbau, angemessene CO2-Preise und das Schonen unversiegelter Flächen ein.

In diesem Sinne haben sich im vergangenen Jahr mehrere Bündnisse unter der Überschrift Bauwende formiert. Sie werden von untereinander gut vernetzten Akteuren getragen, die sozial-ökologische Architektur längst ins Zentrum ihrer Arbeit stellen. Allen voran A4F, die neben eigenen Forderungen viele der Bündnisse unterstützen oder mitaufgebaut haben.
 

Bauwende Allianz

Die frisch gegründete Bauwende Allianz setzt auf Zusammenarbeit weit über Fachgrenzen hinaus. Hinter der Initiative steht ProjectTogether, die hier in erster Linie mit Bauhaus Erde kooperieren. Mittlerweile zählt das Netzwerk 170 Mitgliedsorganisationen, darunter Concular, das Umweltbundesamt, kommunale Verwaltungen, die Deutsche Kreditbank oder ZINQ Technologie. Sie fordern unter anderem:  

  • verbindliche Lebenszyklus-Emissionsgrenzen und Zirkularitätsnachweise bei Baugenehmigungen 
  • eine verminderte Mehrwertsteuer für Sanierungen 
  • vereinfachte Verfahren für Umbau und Sanierung
     

 Anti-Abriss-Allianz

Die Ende 2024 gegründete Anti-Abriss-Allianz (AAA) will eine Umkehr der Beweislast: Nicht nur wer baut, sondern auch wer abreißen will, braucht eine Genehmigung. Hervorgegangen ist das Bündnis aus einer Zusammenarbeit von KulturerbeNetz.Berlin, Denkmalnetz Bayern und dem Deutschen Verband für Kunstgeschichte. Nun gehören etwa das Abriss-Moratorium, die Architektenkammer Berlin und der BDA dazu. Um Abrisse zu vermeiden, erarbeiten sie konkrete Handreichungen für die Politik. Erste Vorschläge umfassen:   

  • Abrisse in den Landesbauordnungen wieder genehmigungspflichtig zu machen (mithilfe eines Nachweises über die Treibhausgasbilanz) 
  • vereinfachte Genehmigungen für Umbauten 
  • ein behördlicher Leerstandskataster

HouseEurope!

Die Initiative HouseEurope! um Olaf Grawert und Arno Brandlhuber will per Bürgerinitiative auf europäischer Ebene ein „Recht auf Wiederverwendung für bestehende Gebäude“ durchsetzen. Wenn eine Million EU-Bürger*innen aus mindestens sieben Mitgliedstaaten das Anliegen unterstützen, muss sich die Europäische Kommission damit auseinandersetzen. Gefordert werden:  

  • Mehrwertsteuerbefreiung für Sanierungen und Bauteile aus nachwachsenden oder wiederverwendete Materialien 
  • verbindliche Standards für die Risikobewertung von Bestandsbauten im EU-Binnenmarkt 
  • intertemporale Ökobilanzen, die den Wert grauer Energie abbilden

Hochschulnetzwerk 

Das Hochschulnetzwerk „Gemeinsam für die Bauwende“ vereint Mitglieder von A4F sowie über 200 Lehrende deutscher Hochschulen. Kurz vor der Bundestagswahl lancierten sie einen Offenen Brief. Darin fordern sie die neue Bundesregierung auf, klimagerechtes Bauen als Priorität in das Regierungsprogramm aufzunehmen. Zu ihren Forderungen zählen:   

  • Reduktion von Flächenbedarfen (Umnutzung von Leerständen, Verhinderung von Kurzzeitmieten, Reduktion der Wohnflächen gemeint) 
  • Gesetze auf Umbau statt Neubau ausrichten 
  • Lowtech-Konzepte bevorzugen  
  • eine ganzheitliche CO2-Bilanzierung und Treibhausgas-Emissionsgrenzen ins Gebäudeenergiegesetz aufnehmen  

Dieser Text basiert auf einem redaktionellen Beitrag von BauNetz Meldungen 

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