Buchtipp: Architecture Follows Climate
28. März 2025

Foto: Stresstest / Gustav Goetze
Der römische Architekt Vitruv überlieferte mit seinen Zehn Büchern über Architektur nicht nur die Säulenordnungen, sondern auch umfassendes antikes Architekturwissen. In Anbetracht des weitreichenden Römischen Imperiums betonte er die klimatische Anpassung des Bauens: Gebäude müssten sich je nach Sonnenstand und Klimazone unterscheiden. Diese über 2.000 Jahre alte Einsicht stellt Alexandros Ioannou-Naoum an den Anfang seines Buches Architecture Follows Climate. Traditionelle Architektur in den fünf Klimazonen. Es ist ein Aufruf zur Rückbesinnung auf überliefertes Bauwissen und will dazu inspirieren, es in eine heutige klimagerechte Gebäudeplanung einzubeziehen.
Ioannou-Naoum, Forscher an der TU Wien, analysiert die Prinzipien traditioneller Bauweisen in fünf Klimazonen: tropisch, trocken, gemäßigt, kontinental und polar. Illustriert mit Karten und Diagrammen, ist das Buch wie ein gut strukturiertes Vorlesungsskript gestaltet. Es erklärt physikalische Grundlagen des Klimas und deren Einfluss auf menschliches Wohlbefinden – und zeigt, wie Architektur genau an dieser Schnittstelle ansetzen kann.
Anhand zahlreicher Beispiele aus aller Welt werden Gebäudetypen vorgestellt, die sich ohne künstliche Energieversorgung perfekt an teilweise extreme klimatische Bedingungen anpassen: luftige Pfahlbauten in tropischen Regionen, verschattete Hofhäuser in Wüsten, thermisch träge Strukturen in gemäßigten Zonen, in die Erde gegrabene Häuser oder mobile Jurten und Iglus. Das Buch ist ein praktischer Atlas, der nicht nur die enorme Vielfalt vernakulärer Architektur dokumentiert, sondern auch ihr Potenzial für eine nachhaltige, klimabewusste Bauweise belegt.
Architecture Follows Climate. Traditionelle Architektur in den fünf Klimazonen
Alexandros Ioannou-Naoum
416 Seiten
Birkhäuser Verlag, Basel 2025
ISBN 978-3-0356-2779-4
69 Euro
Dieser Text basiert auf einem redaktionellen Beitrag von BauNetz Meldungen.