Decarbonisierung – Klimagerecht Planen, Produzieren, Bauen und Betreiben!
4. Dezember 2024
Von Sulafa Isa
Entscheidender Schritt hin zu einer nachhaltigen Bauwirtschaft ist die CO₂-Neutralität in Produktion, Bau und Betrieb von Gebäuden. Um diesen Prozess ging es im Thementalk Decarbonisierung – Klimagerecht Planen, Produzieren, Bauen und Betreiben!, das am Freitagmittag des Klimafestivals 2024 stattfand.
Die von Sandra Eberz moderierte Diskussionsrunde leitete Prof. Dr.-Ing. Patrick Teuffel zunächst mit einem kurzen Impulsvortrag ein. Darin stellte der auf zirkuläres Bauen spezialisierte Tragwerksplaner und Professor an der SRH School of Technology and Architecture die Schwerpunkte seiner Arbeit bei Circular Structural Design vor: Wie funktioniert die Kreislaufwirtschaft in Bezug auf Tragwerkselemente, wie können Bauteile ohne Qualitätsverluste wiederverwendet und CO₂ eingespart werden? Anhand des EU-geförderten Forschungsprojekts ReCreate: Reusing precast concrete for a circular economy beantwortete er diese Fragen exemplarisch. Circular Structural Design ist für diese Forschung als wissenschaftlicher Berater beteiligt und befasst sich mit Reuse-Szenarien von Stahlbetonfertigteilen.
Im Anschluss an den Kick-Off-Vortrag kamen alle Speaker zu einer Gesprächsrunde zusammen. Neben Patrick Teuffel, der an der Schnittstelle zwischen Baupraxis und Forschung arbeitet, waren hauptsächlich Stimmen aus der Industrie vertreten: Zu Wort kamen Martin Kopf vom Industrieverband Feuerverzinken, Daniel Stegmann von James Hardie Europe und Johan Deburchgrave von Vandersanden. Insgesamt ging es um die Potenziale, aber auch die Hürden im Zusammenhang von Nachhaltigkeitsstrategien in der Produktion von Bauelementen.
Einig waren sich die Speaker vor allem bei einem Aspekt: An Innovationen für die Dekarbonisierung fehle es nicht. Es seien vielmehr regulatorische Hürden, die den flächendeckenden Einsatz von Sekundärbaustoffen oder einen geregelten ReUse-Prozess aktuell hemmen. Wichtiger Baustein auf dem Weg zur Decarbonisierung von Bauprodukten sei demnach eine bessere politische Zusammenarbeit der europäischen Länder und länderübergreifend einheitliche Zertifizierungen und Zulassungen, so Johan Deburchgrave und Martin Kopf im Gespräch.
Darüber hinaus sei die Akzeptanz recycelter oder wiederverwendeter Produkte teilweise noch immer zu gering; Daher sei einerseits weiterhin Aufklärungsarbeit notwendig, andererseits müsse es klare Forderungen und Beschlüsse von politischer Seite geben. Würden etwa kreislauffähige Produkte in den Ausschreibungen gefordert, müssten Firmen zwangsläufig Innovationen fördern und entsprechende Bauteile entwickeln. Außerdem würden ausgediente Produkte meist nicht an die Hersteller zurückgegeben, obwohl sich feuerverzinkter Stahl sehr gut für Upcycling und Reuse eignet. Daher müsse der Anreiz erhöht werden, die Produkte nach ihrer Verwendung zurück in den Kreislauf zu geben.