Ein Pass für Gebäuderessourcen: Drei Fragen an Dominik Campanella von Concular

24. Januar 2025

Foto von Max van den Oetelaar auf Unsplash

Die bundesdeutsche Ampelregierung hatte sich für ihre Legislaturperiode eine „Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie“ (NKWS) vorgenommen. Nach dem Bruch der Koalition und kurz vor der Vertrauensfrage hat das Bundeskabinett den entsprechenden Entwurf im Dezember 2024 noch verabschiedet. 
 
In der NKWS sind auch umfassende Maßnahmen für den Gebäudebereich vorgesehen, darunter die Einführung eines digitalen Gebäuderessourcenpasses als wichtiges Instrument des zirkulären Bauens. BauNetz sprach dazu mit Dominik Campanella, Co-Geschäftsführer des Berliner Unternehmens Concular, das die Bau- und Immobilienbranche bei der Transformation auf kreislaufgerechte Wirtschaft unterstützt: 
 
Was kommt mit dem digitalen Gebäuderessourcenpass auf die Baubranche zu? Für wen wird er verpflichtend? 

Der digitale Gebäuderessourcenpass wird ab dem 1. Quartal 2025 über das Qualitätssiegel Nachhaltige Gebäude (QNG) in Deutschland eingeführt. Bereits heute ist er über die DGNB-Zertifizierung und die EU-Taxonomie verpflichtend. Die Einführung wird also sehr zeitnah für alle Neubauten erfolgen, die eine Art der Förderung enthalten. 
 
Mit der DIN SPEC 91484 [Anmerkung der Redaktion: die Dominik Campanella mitinitiiert hat] ist außerdem ein Verfahren zur Digitalisierung von Materialien in Bestandsgebäuden geschaffen worden, das meist beim Rück- oder Umbau Anwendung findet. Viele öffentliche und auch immer mehr private Bestandshalter nutzen dieses Verfahren, um einen Gebäuderessourcenpass für den Bestand nachträglich zu erstellen. 
 
Die Verpflichtung ist aber gar nicht der ausschlaggebende Punkt. Denn der Gebäuderessourcenpass führt zu einer Wertsteigerung des Gebäudes. Beim Neubau kann damit der Wert der verbauten Materialien ermittelt und dieser gegebenenfalls in der Bilanz angesetzt werden, was durchaus mehrere Hunderttausend Euro ausmachen kann. Beim Rückbau können dann bis zu 30 Prozent der Kosten eingespart werden, weil Materialien nicht mehr entsorgt werden müssen, sondern verkauft werden können. 

Es gibt bereits diverse Anbieter eines Gebäuderessourcenpasses. Wie sieht die Anwendung in der Praxis aus? 

Da bei der QNG-Förderung sowieso eine Ökobilanzierung erstellt wird, hat man alle Daten für einen Gebäuderessourcenpass zur Verfügung. Bei Planung in BIM ist die Erstellung sehr einfach durchzuführen. Letztendlich kann auf entsprechenden Plattformen das BIM-Modell oder alternativ eine Excel-Datei hochgeladen werden. Das Resultat ist ein Gebäuderessourcenpass, aber auch weitere Dokumente wie beispielsweise eine Ökobilanzierung. 
 

Dominik Campanella, Concular. Foto: Concular, Nico Fritzenschaft

Wieviel davon kommt am Ende tatsächlich in der realen Wiederverwendung von Bauteilen und in einer gelebten Kreislaufstrategie an?  

Der Vorteil liegt natürlich vor allem im Bestand. Bei Anwendung der DIN SPEC 91484 zur Erstellung eines Gebäuderessourcenpasses im Bestand kann die Wiederverwendungsrate je nach Gebäudetyp von 1 Prozent auf 20 bis 60 Prozent erhöht werden. Dies führt auch zu finanziellen Vorteilen. Beim Neubau können die Zirkularität direkt bewertet und bei jeder Umbaumaßnahme die Materialien einfach wieder eingebracht werden. Der Gebäuderessourcenpass ist also ein wichtiger Teil zur Erreichung einer zirkulären Bauwirtschaft. 

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