Gebäudesektor verfehlt erneut CO₂-Ziele
15. Januar 2024
Zum vierten Mal in Folge hat der Gebäudesektor 2023 sein Jahresziel bei der Senkung des Ausstoßes von klimaschädlichen Treibhausgase nicht erreicht. Das zeigen Berechnungen des Think Tanks Agora Energiewende. Die Experten fordern deshalb eine konsequent nachhaltige Wärmepolitik.
Statt der gesetzlich vorgeschriebenen Maximalmenge von 101 Millionen Tonnen CO₂ verursachten Gebäude demnach 109 Millionen Tonnen CO₂. Im Vergleich zum Vorjahr sanken die Emissionen um 3 Millionen Tonnen CO₂. Dies sei im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass Haushalte mit Gasheizungen besonders im ersten Quartal weiterhin Energie gespart hätten und der Heizbedarf aufgrund milder Temperaturen niedriger ausgefallen sei, so die Experten von Agora Energiewende. Insgesamt verbrauchten Haushalte im Vergleich zum Energiekrisenjahr 2022 im Jahr 2023 4 Prozent weniger Erdgas. Im vierten Quartal zeichnete sich jedoch ein leichter Anstieg beim Heizverbrauch der Haushalte ab, heißt es weiter.
Mit den ausbleibenden Emissionsminderungen in den Bereichen Gebäude und Verkehr verfehle Deutschland voraussichtlich bereits 2024 seine europäisch vereinbarten Klimaziele aus der sogenannten Effort Sharing Regulation. Eine solche Zielverfehlung müsse die Bundesregierung mit dem Zukauf von Emissionsrechten aus anderen EU-Mitgliedstaaten kompensieren – ansonsten würden Strafzahlungen drohen.
„Nach der politischen Weichenstellung mit dem neuen Heizgesetz und dem Gesetz für die kommunale Wärmeplanung kommt es jetzt auf eine konsequente Umsetzung an. Nur so können im Gebäudesektor die Emissionen endlich wirksam gesenkt werden“, sagt Simon Müller, Direktor von Agora Energiewende Deutschland. Gleichzeitig werde Heizen mit fossilen Energieträgern perspektivisch immer teurer, spätestens mit dem Start des europäischen Emissionshandels für Gebäude und Verkehr 2027. „Die Bundesregierung muss auch mit der neuen Haushaltslage ihre Wärmepolitik umfassend flankieren, damit sich alle Einkommensgruppen klimafreundliches Heizen leisten können.“
Deutschland brauche eine Investitionsoffensive zum Erreichen der Klimaziele, so Müller weiter. Notwendig seien staatliche Mittel etwa für klimaneutrale Heizungen und die Transformation der Industrie. Auch im Bereich der Strom-, Wärme- und Wasserstoffnetze stehen erhebliche Investitionen an. „Die Bundesregierung steht 2024 vor der Aufgabe, die erforderlichen Investitionen für die Klimaneutralität endlich zuverlässig abzusichern. Ein kluger Instrumentenmix kann sicherstellen, dass wir mehr Klimaschutz für jeden Euro aus der Staatskasse erreichen.“
Die Studie „Die Energiewende in Deutschland: Stand der Dinge 2023“ fasst die wesentlichen Entwicklungen zur Energiewende und Klimazielen des vergangenen Jahres zusammen und steht unter www.agora-energiewende.de zum kostenfreien Download bereit.
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