Gemischt durchlässig: Quartiersumbau in Brüssel von AgwA
11. Oktober 2024
Dass sich der Mut zur Lücke lohnen kann, zeigt die Umgestaltung eines Wohnblocks in Saint-Gilles, Brüssel. Das ortsansässige Büro AgwA hat hier das Gelände der ehemaligen École Centrale des Arts et Métiers (ECAM) zu einem gemischt genutzten Block umgebaut. Das Besondere: Statt zu verdichten, wurde für mehr Durchlässigkeit gesorgt. Entstanden sind dabei ein kleiner Park, ein Spielplatz, eine Schule, ein Kindergarten, ein Zentrum für Hausaufgabenbetreuung sowie Sporthallen, Künstlerateliers und Büros.
Das Projekt 1407_ECAM setzte die Stadt Brüssel im Rahmen eines „Nachbarschaftsvertrages“ um, der neben Wohnungsbau auch die Aufwertung öffentlicher Räume und Investitionen in soziale Projekte vorsieht. Beim Gelände der ehemaligen ECAM entschied man sich statt weiteren Wohnraums jedoch für ein gemischtes Nutzungskonzept, das die Lebensqualität im Quartier steigern soll.
Die Bestandsbauten stammen teilweise aus den 1920er und 1950er Jahren, teilweise vom Ende des 20. Jahrhunderts. Die Grundsubstanz blieb im Wesentlichen erhalten: Bei einer Bruttogrundfläche von 7.600 Quadratmetern entfielen lediglich 1.360 Quadratmeter auf den Neubau. Drei baufällige Gebäude wurden abgerissen.
Das ehemalige Lehrgebäude aus den 1950er Jahren wurde saniert und zu einem großen Kindergarten umgebaut. Angrenzend steht nun ein Neubau mit Büros. Zwischen diesem und einem weiteren Bestandsbau haben AgwA ein neues Dach aufgespannt, unter dem sie eine Sporthalle platzierten. Das älteste Gebäude an der Südseite des Blocks wurde erhalten und um einen Zugang vom Spielplatz zur Straße ergänzt. Es beherbergt nun eine Industrieküche für Schulen und Kitas des Viertels sowie Gemeinschaftsräume für lokale Vereine und Jugendclubs.
Das Projekt reiht sich in die Vielzahl an vorbildhaften Beispielen für zukunftsweisende Stadtentwicklung ein, die in den letzten Jahrzehnten in Brüssel entstanden sind. Quasi ein Bilderbuchprojekt für die Mischung aus Erhalt, Sanierung und gezieltem Neubau sowie Grün- und Freiflächen – wären da nicht die mit großen Gittern versperrten Zugänge. Es bleibt zu hoffen, dass auch diese irgendwann verschwinden dürfen