Häuser-Leerstand wird zum Nachhaltigkeitsproblem
2. August 2023
Bestehende Einfamilienhäuser werden die Kommunen ab 2030 in punkto Nachhaltigkeit vor große Herausforderungen stellen. Zu diesem Ergebnis kommen Forschende des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung (IÖR). Im Projekt DemRess haben sie für das Umweltbundesamt untersucht, wie sich der demografische Wandel auf den Ressourcenverbrauch im Bereich Wohnen und Bauen auswirken wird.
Danach müssen sich die Kommunen ab 2020 auf zunehmende Leerstände im Einfamilienhaus-Sektor einstellen – und zwar unabhängig davon, ob sich die Einwohnerzahl stabil entwickelt oder sinkt. Denn ab diesem Zeitpunkt wird die Zahl der Haushalte in Deutschland sinken und für viele der in den 1950er bis 1970er Jahren errichteten Einfamilienhäuser werden sich keine Nachnutzer*innen mehr finden, so die Wissenschaftler:innen in einer Mitteilung. Durch neuen Förderprogramme zur Schaffung von Wohneigentum durch die Bundesregierung kommen absehbar viele weitere Einfamilienhäuser hinzu. „Damit diese nicht in ein paar Jahren zum Problem werden, braucht es schon jetzt eine vorausschauende Planung – auf Seiten der Fördermittelgeber ebenso wie auf Seiten der Bauherren und -herrinnen“, erläutert Andreas Blum, Projektleiter im IÖR.
In ihrer aktuellen Publikation zu den Auswirkungen des demografischen Wandels auf den Ressourcenverbrauch weisen die Forschenden darauf hin, dass es sinnvoll wäre, bei der Förderung von Neubau die Teilbarkeit eines Einfamilienhauses in kleinere Wohneinheiten zu berücksichtigen. Aufseiten der Bauherr:innen hieße vorausschauendes Planen vor allem, die Immobilie möglichst lange selbst zu bewohnen und zugleich alternative Nutzungen zu ermöglichen. „Das heißt, schon beim Bau der Immobilie sollte man darauf achten, dass sich das neue Haus über die Zeit mit geringem Aufwand so umgestalten lässt, dass der Raumbedarf in den verschiedenen Phasen der Familienplanung gedeckt ist“, erläutert Soziologe Andreas Blum. So ließe sich ein Haus zunächst in der Phase der Familiengründung als eine große Wohnung nutzen. Verlässt der Nachwuchs das Haus, können die verbleibenden Eltern einen Teil des Hauses als kleinere Wohnung nutzen. Der nicht selbst genutzte Teil des Hauses ließe sich an andere Personen vermieten oder veräußern. Wird das Haus für die Familie von Anfang an besonders konsequent als Zweifamilienhaus mit zwei kleineren vollwertigen separaten Wohneinheiten gebaut, lassen sich zusätzliche Kosten abmildern, wenn Förderprogramme für die einzelne Wohnung gelten – wie etwa bei der aktuellen KfW-Förderung von klimafreundlichem Neubau. Es werden nur Bauvorhaben gefördert, die unter anderem über den gesamten Lebenszyklus hinweg niedrige Grenzwerte für die Emission von Treibhausgasen einhalten und ausschließlich mit erneuerbaren Energien beheizt werden. So soll sichergestellt werden, dass Deutschland seine verbindlichen Klimaschutzziele im Gebäudebereich bis 2045 erreicht.
Die Untersuchungen im Projekt DemRess haben gezeigt, dass eine von Anfang an mitgedachte Teilung des Hauses in separate Wohnungen mit Blick auf eine nachhaltige Entwicklung im Gebäudebestand gleich mehrere Vorteile birgt: Ältere Menschen können länger in ihrem angestammten Wohnumfeld bleiben, ohne übermäßige Ressourcen in Form einer überdimensionierten Wohnung in Anspruch zu nehmen und unterhalten zu müssen. Durch das Teilen großer Immobilien lässt sich der steigende Bedarf an kleinem Wohnraum besser decken. Ebenso sinkt die Gefahr, dass Immobilien leer stehen, weil sich keine Nachnutzer*innen finden. Wohngebiete bleiben somit insgesamt attraktiver.
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