Jugendtreff in Ingersheim: Zweites Leben für die Schalungen des Stuttgarter Hauptbahnhofs
3. April 2025

Foto: Achim Birnbaum
Nach der Herstellung von Betonbauteilen werden die dazu verwendeten Schalungselemente meist als Sondermüll entsorgt. Obwohl aus hochwertigem Material bestehend und anspruchsvoll gefertigt, werden sie für gewöhnlich thermisch verwertet, sprich in einem Heizkraftwerk verbrannt. Der neue Jugendtreff in Ingersheim bei Stuttgart zeigt, wie es anders geht: Das Gebäude besteht aus Holzschalungen, die ursprünglich beim Bau des Stuttgarter Hauptbahnhofs eingesetzt wurden. Dort formten sie die Gewölbe eines Fußgängertunnels, nun definieren sie den spektakulären Innenraum eines kommunalen Treffpunkts. Aus Bauabfall wurde Baukunst.

Foto: Achim Birnbaum
Der elliptische Baukörper mit einer Fläche von 50 Quadratmetern steht selbstbewusst auf einer Wiese am Neckar. Ihn umhüllt eine vertikale Holzlattung. Öffnungen, organisch geformte Rücksprünge und Sitznischen lockern die strenge Form auf. Den von außen nicht einsehbaren Innenraum überspannt ein zeltförmiges Gewölbe aus zwölf geometrisch komplexen Vollholzelementen. Die Konstruktion ruht auf einer Bodenplatte und Sockelwänden aus Stahlbeton, sodass eine Art Holz-Beton-Verbundsystem entstand. Große Fenster und ein Oberlicht bringen Tageslicht in die hohen Räume mit kreuzförmigem Grundriss. Auf Folien, Klebstoffe oder Lacke wurde komplett verzichtet, die Oberflächen sind naturbelassen.
Der Jugendtreff ist das Pilotprojekt des Forschungsvorhabens „Stuttgart 210 weiterdenken – weiterbauen!“, in dessen Rahmen ein interdisziplinäres Team zwischen 2022 und 2024 nach Alternativen zur thermischen Verwertung der Schalungsteile suchte. Beteiligt waren die Hochschule für Technik, Wissenschaft und Gestaltung Konstanz, die Hochschule für Technik Stuttgart und die Hochschule Karlsruhe. Der Entwurf stammt von einem Team wissenschaftlicher Mitarbeitender, gebaut wurde von Studierenden.
Dieser Text basiert auf einem redaktionellen Beitrag von BauNetz Wissen.