Klimaangepasstes Bauen im Freiraum, anhand von modularen Grundschulen in Berlin
4. Dezember 2024
Von Maximilian Ludwig
Modulare Schulen erfordern modulare Außenanlagen – zu diesem Schluss kamen (Glück Landschaftsarchitektur) und Andreas Voigt (Godelmann) beim 3. Klimafestival. Dort präsentierten sie ihre innovativen Freiraumkonzepte für die Berliner Schulbauoffensive.
Das es in Berlin an Schulräumen mangelt, dürfte mittlerweile bundesweit bekannt sein. Nicht weniger Schlagzeilen macht die Berliner Schulbauoffensive, ein 2016 von der Senatsverwaltung gestartetes Programm, bei dem insgesamt bereits mehrere Milliarden Euro in Sanierung und Neubau von Bildungsinfrastruktur flossen.
An zehn neuen Grundschulstandorte war das Büro Glück Landschaftsarchitektur beteiligt. 2018 hatte es zusammen mit h4a Gessert + Randecker Generalplaner den dazugehörigen Wettbewerb gewonnen. Als Grundlage diente das Musterfreiflächenprogramm der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie. In der Tabelle sind Quadratmeterzahlen zu finden für die Größe von zum Beispiel Schulgärten und Außensportanlagen. Pro Grundschulkind sind übrigens 8m² Freizeit- und Erholungsfläche einkalkuliert.
Dass die Planung eine Herausforderung war, lag nicht nur an der Beteiligung der Bezirksverwaltungen – „zehn Standorte bedeutet zehn Bauherren“ – sondern auch an beengten Platzverhältnissen und ungewöhnlichen Grundstückszuschnitten. Das wurde direkt am ersten Projektbeispiel besonders deutlich: An der Schleitzer Straße in Berlin-Lichtenberg sind die zwei Baufelder über einen schmalen Korridor miteinander verbunden. Die beiden Planer betonten bei diesem Fall, wie mit Mittel der Landschaftsgestaltung Übergänge und Grenzen zur Nachbarschaft herstellen und zur Adressbildung beitragen. Eine Besonderheit Berlins sind laut Michael Glück die Mittel für Kunst am Bau. In Lichtenberg konnte damit eine Arbeit von Veronike Hirnsberg realisiert werden. Sie entwarf geradlinige, orangerote Bahnen die auf dem grauen Boden von Vorplatz und Aula Schlaufen und Schleifen bilden. Die präzise Großgrafik setzte sich aus einzelnen Betonplatten zusammen, die die Firma Godelmann fertigte.
Welche Module das Landschaftsarchitekturbüro entwickelt hatte, war Thema im zweiten Teil des Vortrags. Da war etwa die Grüne Mitte, ein von Bäumen umringter Spiel- oder Liegeplatz. Andere Module hießen Hügelland oder Kletterwald. Vielen gemeinsam war eine schollenartige Form. Andere Elemente waren hingegen linear, zum Beispiel das Modul Schulgarten mit Pergola. Dass die Module auch eine Entwässerungsinfrastruktur sind, zeigte Michael Glück im Anschluss. Er sprach sich gegen das Ableiten von Regenwasser über teure und aufwändige Rinnensysteme aus. Unter den versickerungsfähigen Oberflächen der Freiraummodule befinden sich hingegen Rigolen. Diese verlangsamen die Einleitung ins Kanalsystem oder speichern das Wasser vor Ort, sodass es Boden und Pflanzen auf dem Schulgelände zugutekommt. Der grüne Schatten der Bäume wiederum sorgt für Verdunstungskühle im Sommer. So sollen die Außenanlagen nassen wie heißen Wetterextremen entgegenwirken.