Lehm: Neuer Hype um alten Baustoff
6. Februar 2024
Der traditionelle Baustoff Lehm erlebt eine Renaissance: Das Material ist nachhaltig, natürlich und durch seine feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften ideal fürs Raumklima. An der TU Wien wird derzeit daran geforscht, wie man Lehm für moderne Bauprojekte einsetzen kann.
„Wir untersuchen seit Jahren Lehmbauten auf der ganzen Welt und dabei zeigt sich: Man kann mit ungebranntem Lehm einen ganz ausgezeichneten Wohnkomfort erreichen“, sagt Prof. Andrea Rieger-Jandl vom Institut für Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege an der TU Wien. Der entscheidende Vorteil von Lehm liege in seiner Fähigkeit, die Luftfeuchtigkeit zu stabilisieren: Lehm kann problemlos Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben. Im Badezimmer zum Beispiel beschlagen nach dem Duschen die Spiegel nicht, weil die Feuchtigkeit automatisch reguliert wird. Gleichzeitig lassen sich mit Wänden aus Lehm gute Dämmwerte erzielen – zum Beispiel, wenn man sie mit Dämmmaterial aus Stroh kombiniert.
Hersteller wie Plewa aus Schwandorf bieten Lehmplatten als grüne Alternative im Trockenbau an. Die Platten haben nach Unternehmensangaben „eine weit höhere Wasserdampfabsorption als der Standard“, regulieren die Luftfeuchtigkeit und schützen vor Schimmel. Sie können sowohl als Vorsatzschalen für die Innenwände aus als auch als leichte Trennwände verwendet werden. Ihre hohe Rohdichte sorgt für besonders gute Schall-Abschirmung, sie setzen keine schädlichen Gase frei und neutralisieren Luftschadstoffe.
„Natürliche Baustoffe wie Lehm werden immer beliebter“, sagt auch Christian Beeck, Leitung Brandmanagement von Schöner Wohnen-Farbe. Die Premium-Marke für Farben und Lacke greift auf die langjährige Wohn- und Einrichtungskompetenz des Wohnmagazins „SCHÖNER WOHNEN“ zurück. „Hervorzuheben ist, dass sowohl der Streich- und Lehmputz als auch die Lehmfarbe so weiß sind wie herkömmliche Innenwandfarben oder -putze.“ Als natürliche Ressource ist Lehm zudem schadstoff- und konservierungsmittelfrei und somit auch für Allergiker geeignet.
Der Hersteller Alnatura wiederum hat Lehm für die Außenfassaden seines Campus in Darmstadt eingesetzt. Das 55.000 Quadratmeter große Komplex auf einem ehemaligen Kasernengelände gilt als europaweit größtes Bürogebäude mit einer Fassade aus Stampflehm.
In Deutschland wurde im Jahr 2023 eine neue DIN-Norm eingeführt, die den Weg für die breite Verwendung von Lehmmauerwerk bei Gebäuden mit bis zu fünf Geschossen ebnen soll. Damit steht Planungsbüros jetzt erstmals eine verlässliche Quelle zur Verfügung, die genau angibt, wie Lehmmauerwerk technisch eingesetzt werden kann. Zugleich macht es die neue DIN-Norm der Industrie leichter, klimaneutrale und energiesparende Lehmprodukte am Markt zu etablieren.
Nächster Beitrag: Holz länger haltbar machen