Nachfrage bei Wärmepumpen bricht ein
15. August 2024
Der Absatz von Wärmepumpen entwickelte sich im ersten Halbjahr 2024 rückläufig. Dies teilt der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) mit. Demnach setzten die Hersteller insgesamt 90.000 Einheiten ab, das entspricht einem Minus von 54 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zwar stieg die Anzahl der zugesagten KfW-Heizungsförderungen im Mai um 21 Prozent, im Juni sogar um 40 Prozent gegenüber den jeweiligen Vormonaten. Trotz dieser zuletzt leicht positiven Tendenz geht der Verband in seiner Prognose davon aus, dass im laufenden Jahr maximal 200.000 Wärmepumpen abgesetzt werden. Die Bundesregierung hatte im November 2022 rund 500.000 neu installierte Wärmepumpen pro Jahr als Ziel ab 2024 ausgegeben.
„Die Menschen brauchen bei der Heizungsmodernisierung Planungssicherheit“, so BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt. „Vor allem mit Blick auf den Klima- und Transformationsfonds 2025 ist es daher von zentraler Bedeutung, dass hier ein Signal des Vertrauens seitens der Bundesregierung an die Bürgerinnen und Bürger gesendet wird. Auch im kommenden Jahr muss die staatliche Unterstützung für die Heizungsmodernisierung wie im Jahr 2023 fortgeführt werden.“
Habeck: Schwache Konjunktur und Falschinformationen als Ursache
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck erklärte den eingebrochenen Absatz von Wärmepumpen bei einem Besuch im Stiebel Eltron-Werk Holzminden unter anderem mit der zurückgegangenen Baukonjunktur. Zudem hätten der schwache Konsum aufgrund der Inflation sowie Falschinformationen zu der umweltfreundlichen Heiztechnologie zu der Entwicklung beigetragen. „Auch deswegen bin ich heute hier bei Stiebel Eltron, um damit aufzuräumen“, zitiert das Unternehmen Habeck in einer Pressemitteilung.
Demnach habe der Vizekanzler bei seinem Besuch in Holzminden allen Immobilienbesitzern zum schnellen Heizungswechsel geraten: „Solange ich Minister bin, werden wir die Förderung stabil halten.“ Die Wärmepumpe sorge dafür, dass der Wert des Gebäudes erheblich steigen werde. „Die Bundesförderung für effiziente Gebäude ist großzügig – bis zu 70 Prozent der Kosten für den Heizungstausch werden von der KfW gefördert“, sagte Habeck weiter. „Damit hat sich der Betrieb einer Wärmepumpe schon nach wenigen Jahren amortisiert. Hinzu kommt, dass die Wärmepumpe nur ein Viertel so viel Energie braucht wie eine Gas- oder Ölheizung – der gegenüber dem Gaspreis höhere Strompreis täuscht über die Wirksamkeit der Wärmepumpe hinweg.“
BDH: Hersteller setzten weniger Wärmeerzeuger ab
Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie hat Ende Juli seine aktuelle Absatzstatistik vorgelegt. Die im Verband organisierten Hersteller bieten die gesamte Breite heiztechnischer Lösungen und Systemkomponenten an. Zentrales Ergebnis der Statistik: Die Hersteller setzten 43 Prozent weniger Wärmeerzeuger ab als im gleichen Zeitraum des Rekordjahres 2023. Noch im Mai dieses Jahres lag der Gesamtabsatz bei einem Minus von 35 Prozent.
Die jetzt vorgelegten Zahlen machen deutlich, dass die negative Entwicklung zur Jahreshälfte nochmal zugenommen hat. Damit bewegt sich der Markt nach vier Jahren des Wachstums und insbesondere nach dem von Sondereffekten geprägten Rekordjahr 2023 wieder auf dem langjährigen Absatzniveau vor 2020.
„Wir sehen, dass sich der Markt nach der starken Nachfrage im Jahr 2023 deutlich abgekühlt hat. Hinzu kommt der Umstand, dass bei den Bürgerinnen und Bürgern Unklarheit darüber herrscht, was die kommunale Wärmeplanung mit sich bringt. Hier wurden Erwartungen geweckt, die sich in der Realität kaum halten lassen. Insbesondere ist es in der Beratung der Bürgerinnen und Bürger herausfordernd, die Zusammenhänge zwischen Gebäudeenergiegesetz, kommunaler Wärmeplanung und stellenweise der Förderung verständlich zu machen. In dieser unübersichtlichen Gemengelage schieben die Menschen die Heizungsmodernisierung eher auf“, begründet BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt die Marktsituation.
Hälfte des Anlagenbestandes technisch veraltet
Vor dem Hintergrund der Marktentwicklung weist der BDH auf den Anlagenbestand hin. Von rund 21,5 Millionen Heizungen in Deutschland gilt rund die Hälfte als technisch veraltet. Mit dem nun zunehmend schleppenden Modernisierungstempo läuft die Politik Gefahr, die Klimaziele im Gebäudesektor zu verfehlen. Der BDH empfiehlt hier dringend gegenzusteuern und unter anderem die Kommunikation in Richtung Endverbraucher deutlich zu intensivieren und über GEG-konforme Technologien und Fördermöglichkeiten in der Breite zu informieren.
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