Natürlich kann man etwas bewegen! Ein Interview mit der Präsidentin der Bundesarchitektenkammer Andrea Gebhard
18. November 2024
Andrea Gebhard ist seit 2021 Präsidentin der Bundesarchitektenkammer und betreibt parallel ihr Büro für Landschaftsarchitektur und Stadtplanung gemeinsam mit vier weiteren Partnern. In den unterschiedlichsten Institutionen setzt sie sich seit Jahren konsequent für eine zukunftsfähige Architektur, Landschafts- und Stadtplanung ein. Im Interview mit Klaus Füner spricht Sie über ihren beruflichen Werdegang sowie über Ideen, Aufgaben und Ziele für ein unbürokratischeres Bauen, bessere Lebensräume und mehr Gemeinschaftssinn.
Sie kämpft um jedes Stückchen Landschaft!
Ein Artikel in der Zeitschrift Brigitte mit der Überschrift „Sie kämpft um jedes Stückchen Landschaft“ hat Andrea Gebhard in jungen Jahren dazu bewogen, ihr gerade begonnenes Geografiestudium aufzugeben und stattdessen Landschaftsarchitektur und Stadtplanung zu studieren. Heute betreibt sie gemeinsam mit vier weiteren Partnern ihr eigenes Planungsbüro mit rund 50 Mitarbeitenden.
Klaus Füner: Warum hast du dich eigentlich für die Landschaftsarchitektur und Stadtplanung entschieden und bist nicht unmittelbar in die Fußstapfen deines Vaters gestiegen?
Andrea Gebhard: Mein Vater war Architekt und hatte den damals neu gegründeten Lehrstuhl für Entwerfen und ländliches Bauwesen an der TU München übernommen. Natürlich habe ich da schon früh mitbekommen, was eine Projektplanung alles mit sich bringt, und wusste auch schon als Kind, was ein Kniestock ist und wie das Fenster richtig sitzt. Insofern war ich von ihm in gewisser Weise geprägt und mir war bewusst, dass es ein sehr arbeitsintensiver Beruf ist. Tatsächlich wollte ich nie so viel arbeiten wie mein Vater, aber heute muss ich eingestehen, dass mein Pensum mindestens genauso hoch ist wie seines war. Was ich sicher ganz grundlegend von ihm gelernt habe, ist die absolute Begeisterung für das, was man tut im Leben. Wir haben uns glänzend verstanden und immer viel miteinander diskutiert, aber ich wollte nie wie er in die Hochbauarchitektur.
Absolute Begeisterung für das was man tut im Leben!
Klaus Füner: Wie viel Zeit bleibt dir bei den vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten eigentlich noch für das Büro?
Andrea Gebhard: Es bleibt mir genügend Zeit für eine zuverlässige Steuerung des Büros und mir macht die Berufspraxis auch immer noch unglaublich viel Spaß. Zum Glück bin ich aber nicht alleine verantwortlich. Seit 2022 führen wir unser Büro für Landschaftsarchitektur und Stadtplanung gemeinsam mit insgesamt fünf Partnerinnen und Partnern. Das ermöglicht es mir, nach wie vor voll in die operative Arbeit eingebunden zu sein und gleichzeitig genügend Freiraum für das Präsidentinnenamt und weitere Aufgaben zu haben. Für mich ist es unglaublich wertvoll, bei allen Themen und Entscheidungen im Rahmen meiner berufspolitischen Tätigkeiten die Erfahrungen aus dem eigenen Berufsalltag mit einfließen lassen zu können.
Klaus Füner: Die Mitgliedszahlen in den Länderarchitektenkammern sind seit den 1980er Jahren stetig gestiegen. Der Anteil an jungen Architektinnen und Architekten hat sich in den letzten fünf Jahren sogar deutlich erhöht. Woher kommt diese durchgängig positive Entwicklung?
Andrea Gebhard: Weil die Länderkammern einfach attraktiv sind! Es wird oft behauptet, junge Menschen wollten sich nicht mehr organisieren und engagieren. Wir machen ganz klar die gegenteilige Erfahrung und erleben viele aktive und motivierte junge Menschen, die sich einbringen und für ihre berufliche und persönliche Zukunft kämpfen. Es geht doch darum, zukunftsfähig zu sein und mit den Möglichkeiten, die eben auch eine berufsständische Organisation bieten kann, gesellschaftlich etwas zu bewirken. Ich hatte neulich ein Einstellungsgespräch mit einer jungen Kollegin, für die es elementar wichtig war, dass sie sich mit dem Aufgabenspektrum auch die praktischen Voraussetzungen für einen späteren Kammereintritt schaffen kann. So etwas freut mich ungemein!
Das ganze Gespräch mit Andrea Gebhard hören Sie in der aktuellen Episode unseres Podcasts ARCHITEKTURFUNK. Überall da wo es Podcasts gibt oder auf heinze.de. Am 21. November 2024 wird die Präsidentin der Bundesarchitektenkammer in Berlin das Heinze BauNetz Klimafestival, gemeinsam mit weiteren Vertreterinnen der Baubranche eröffnen. Den Code für ein Freiticket für die Veranstaltung finden Sie in den Shownotes der Episode.