Neue Website für Berlins Kunst im öffentlichen Raum
23. Juni 2024
In wenigen deutschen Städten stehen so viele Denkmäler und Kunstwerke im öffentlichen Raum wie in Berlin. Wer mehr über sie erfahren möchte, kommt an der Webseite bildhauerei-in-berlin.de nicht vorbei. Tausende Werke sind dort verzeichnet. Das komplett überarbeitete Portal bietet nun eine bessere Suche, neue Inhalte im Bereich baugebundene Kunst sowie ausgewählte 3-D-Modelle. Getragen wird es von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW Berlin) und dem Verein für die Geschichte Berlins e. V. Die Senatsverwaltung für Kultur und Europa fördert das Projekt.
Welche Figur steht auf der kupfergedeckten Kuppel des Schloss Charlottenburgs? Ist die Quadriga auf dem Brandenburger Tor nicht eigentlich „nur“ eine Bauplastik? Und wie sieht es mit den Marmorgruppen auf den Pfeilern der Schlossbrücke aus? Antworten auf diese und weitere Fragen liefert die Datenbank „Bildhauerei in Berlin“ mit rund 3.000 Einträgen, die Mehrheit davon mit Fotos.
„Bildhauerei in Berlin“ : Erste Adresse für Kunst im öffentlichen Raum
„Wir sind die Anlaufstelle für Kunst im öffentlichen Raum in Berlin und kooperieren eng mit dem Landesdenkmalamt Berlin“, erklärt Prof. Dr. Susanne Kähler, Expertin für Kunst- und Kulturgeschichte und Professorin in den Studiengängen Museologie und Museumsmanagement und -kommunikation an der HTW Berlin. Die Datenbank „Bildhauerei in Berlin“ ist nicht nur sehr umfangreich, sondern auch wissenschaftlich fundiert: „Unsere Informationen beruhen vielfach auf intensiven Archivrecherchen, und wir nutzen für die Bestimmung der verwendeten Materialien das renommierte Materialarchiv der Schweiz, die beste Sammlung und Dokumentation von Werkstoffgruppen“, erklärt Kähler. Mit der Webseite stehen die Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit frei zur Verfügung. Rund 12.000 Aufrufe verzeichnet die Seite pro Monat.
Neue Funktionen
Die bisherige Webseite war seit 2019 online. Die neue Webseite bietet neben einem neuen Design insbesondere eine Verbesserung der Kartendarstellung für die Suche von Objekten. Mit der Funktion „Locate me“ können Seitenbesucher*innen auf dem Handy oder Tablet die eigene Position laufend auf der Karte anzeigen lassen. Ein Popup-Fenster blendet dann die nächstliegenden Skulpturen und Kunstwerke im Umkreis von einem Kilometer automatisch ein. Neu ist ebenfalls die Funktion, dreidimensionale Modelle von allen Seiten betrachten zu können. Auf der Seite ist das Werk „Die Sinnende“ von Sabina Grzimek als Pilot eingebunden, weitere Objekte sollen folgen.
Neu: baugebundene Kunst
Inhaltlich sind nun auch umfangreiche Datenbestände zu baugebundener Kunst in der Datenbank zu finden. Baugebundene Kunst schließt alle bauplastischen Gestaltungen ein. Gemeint sind zum Beispiel Friese, Balustradenfiguren oder krönende Kuppelfiguren, die maßgeblich zum Berliner Stadtbild gehören. Der Begriff „Kunst am Bau“ ist zwar geläufiger, beschränkt sich jedoch auf die Verpflichtung, bei Neubauten der öffentlichen Hand einen bestimmten Anteil der Bausumme für Kunst aufzuwenden.
„Baugebundene Kunst ist oft mehr als bloße Dekoration und transportiert nach außen, wofür Gebäude einst bestimmt waren oder was in ihnen vor sich geht. Die Werke stellen ein wichtiges Bindeglied zwischen Architektur und öffentlichem Raum dar“, erläutert Kähler. Sie und ihre Mitstreiter*innen haben bislang 224 Werke aus nahezu allen Berliner Bezirken erfasst und auch erkundet, welche Materialien verwendet wurden – von Sandstein über Zinkguss bis hin zu Kunststoff. “Dahinter steckt nicht nur jede Menge Forschung, sondern auch eine völlig neue Datenstruktur der Datenbank, ein Aufwand, den man als Seitennutzer*in so gar nicht wahrnimmt”, erklärt Prof. Dr. Dorothee Haffner. Die Professorin für Museumsdokumentation ist verantwortlich für das Datenmanagement im Projekt.
Projektpartner und Förderung
Die Webseite „Bildhauerei in Berlin“ wird getragen von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW Berlin) und dem Verein für die Geschichte Berlins e. V. Die Senatsverwaltung für Kultur und Europa und hier das Forschungs- und Kompetenzzentrum Digitalisierung Berlin sind Förderer. Zu den Kooperationspartnern zählen das Landesdenkmalamt, die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin- Brandenburg, die Zitadelle Spandau und das Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin.
Die Geschichte hinter „Bildhauerei in Berlin“ (BiB)
Entstanden war BiB 2004 auf Initiative der Kunsthistoriker:innen Dr. Ursel Berger, damalige Leiterin des Georg Kolbe Museums, Dr. Josephine Gabler, damalige Leiterin der Stiftung für Bildhauerei, und des Kunsthistorikers Dr. Marc Wellmann, damals Vorstand der Bernhard-Heiliger-Stiftung. Anfang 2013 musste die Webseite aus personellen und technischen Gründen vom Netz genommen werden.
Im Rahmen des Förderprogramms der Senatsverwaltung für Kultur und Europa zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin übernahm die Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin (HTW Berlin) die Aufgabe, Datenbank und Website neu zu erstellen. Wesentliche Grundlage hierfür waren die in den Jahren 2003 bis 2016 von der Kunsthistorikerin Dr. Susanne Kähler und dem Kunsthistoriker Dr. Jörg Kuhn im Auftrag des Referates für Gartendenkmalpflege des Landesdenkmalamtes Berlin (LDA Berlin) erarbeiteten Erfassungen von plastischen und skulpturalen Denkmälern, Brunnen und Werken der bildenden Kunst im öffentlichen Raum in Berlin.
In vier aufeinanderfolgenden Forschungsprojekten wurden Datenbank und Webseite nach und nach erweitert. Die Projektleitung lag jeweils bei Prof. Dr. Susanne Kähler, das Datenmanagement bei Prof. Dr. Dorothee Haffner. Unterstützt wurden sie zuletzt durch die studentischen Hilfskräfte Layla Fetzer und Pauline Ahrens. Extern waren u.a. Nicola Vösgen für die wissenschaftliche Recherche beteiligt, für das Webdesign das Büro für Gestaltung Förm sowie Prof. Dr. Jens Martin Loebel für die Programmierung und Thomas Rosenthal für die Drohnenfotografie. Game Design Student Pascal Nader entwickelte zuletzt die neue 3-D-Darstellung von Objekten.
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