Regenerative Architektur auf der Landesgartenschau Wangen
21. Mai 2024
Mit einem Turm aus Brettsperrholz und einem Pavillon aus Holz und Flachs ist die Universität Stuttgart derzeit auf der Landesgartenschau Wangen vertreten. Die beiden Zukunftsprojekte sollen das Potenzial biobasierter Materialien für die Architektur zeigen. Beide Konstruktionen wurden nach neuesten Erkenntnissen der Digitalisierungs- und Leichtbauforschung geplant. Entwickelt wurden sie vom Exzellenzcluster Integratives, computerbasiertes Planen und Bauen für die Architektur (IntCDC).
„Der Wangen Turm und der Hybrid-Flachs Pavillon sind das Ergebnis langjähriger Forschung des Exzellenzclusters. Die Bauwerke wurden in Kooperation mit regional ansässigen Unternehmen umgesetzt. So soll der gegenseitige Wissenstransfer zwischen Forschung und ausführenden Unternehmen sichergestellt werden mit dem Ziel, die Bauprozesse ökologisch zu optimieren und damit wichtige Grundsteine für die Bauwende zu legen“, so Professor Achim Menges, Sprecher des Exzellenzclusters Integratives computerbasiertes Planen und Bauen für die Architektur (IntCDC).
Nach nur knapp zehn Monaten Planungszeit wurden der Wangen Turm und der Hybrid-Flachs Pavillon eingeweiht. Die ausdifferenzierten und somit besonders ressourcenschonenden, vollständig rückbau- und wiederverwendbaren Konstruktionen wurden durch integrative, computerbasierte Planungsmethoden und digitale Fertigungsprozesse ermöglicht. Sie zeigen den Besucher:innen auf unterschiedliche Weise, wie biobasierte Materialien neue Wege zu einer regenerativen Architektur ermöglichen. Noch bis zum 6. Oktober sind beide Bauten als Teil der Landesgartenschau erlebbar, sie verbleiben nach Ausstellungsende auf dem Gelände.
Der Hybrid-Flachs Pavillon ist ein zentraler Ausstellungsbau auf dem Landesgartenschaugelände, umschlungen vom renaturierten Fluss-Argen. Der Pavillon zeigt erstmals eine Holz-Naturfaser-Hybridkonstruktion als Alternative zu konventionellen Bauweisen. Die in dieser Form einzigartige Konstruktion kombiniert schlanke Brettsperrhölzer mit robotisch gewickelten Flachsfaserkörpern in einem neuartigen, ressourcenschonenden Tragsystem aus regionalen, biobasierten Bauwerkstoffen mit einem besonderen örtlichen Bezug. So wurde Flachs vormals in der örtlichen Textilindustrie verarbeitet, deren altes Spinnereigelände im Zuge der Landesgartenschau saniert wurde. Die wellenartige Dachkonstruktion bietet, gemeinsam mit dem kreisförmigen Grundriss und dem zentral angeordneten Klimagarten, einen fließend in die Landschaft übergehenden Raum.
„Dieser Pavillon ist das erste Gebäude weltweit, das auf diese Weise Naturfasern verwendet. Die Schneelast, die der Pavillon in Wangen tragen muss, beträgt bis zu 360 kg/qm und ist damit außergewöhnlich hoch“, sagt Professor Jan Knippers, Leiter des Instituts für Tragkonstruktionen und konstruktives Entwerfen an der Universität Stuttgart.
Wangen Turm: Schlanke und leistungsfähige Holzkonstruktion
Der Wangen Turm bietet mit einer imposanten Höhe von etwa 22 Metern einen atemberaubenden Blick über das Allgäu und die Voralpen. Er ist der weltweit erste begehbare Turm, der gekrümmte Brettsperrholz-Bauteile verwendet, die sich durch das Schwinden des Holzes selbsttätig formen. Die tragende, spiralförmig aufstrebende Holzstruktur des Turms bietet ein einzigartiges räumliches Erlebnis und stellt mit gerade einmal 130mm Materialstärke auch eine schlanke, ressourcenschonende und zugleich leistungsfähige Holzkonstruktion dar.
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