Schwammstadt: Regenwasser speichern und nutzen
11. November 2024
In Städten kann aufgrund der weitreichenden Versiegelung oft das Regenwasser nicht versickern. Üblicherweise wird es über das Kanalsystem abgeleitet. Die Folge sind jedoch trockene Böden, aufgeheizte Oberflächen und schließlich sinkende Grundwasserspiegel. Häufiger vorkommender Starkregen überlastet die Kanalisation und verursacht Überschwemmungen. Das Konzept der Schwammstadt soll Abhilfe schaffen, indem Regenwasser lokal gesammelt und zeitversetzt wieder abgegeben.
Das Schwammstadt-Prinzip setzt auf naturnahe Kreisläufe und Speicherorte, um Wasser am Entstehungsort zu halten. Hierbei sind vier Bausteine zentral: Permeable Oberflächen wie Mulden und Retentionsflächen ermöglichen die Versickerung. Grüne Infrastruktur – ebenerdige Grünflächen, begrünte Dächer und Fassaden – fängt Regenwasser auf und kühlt durch Verdunstung. Einen ähnlichen Effekt auf das Mikroklima hat blaue Infrastruktur in Form von Teichen oder Wasserbecken, die ein hohe Speicherkapazitäten bieten. Den vierten Punkt bildet gezielte Regenwassernutzung.
Um die Schwammstadt städtebaulich umzusetzen, gibt es verschiedene technische Lösungen. Produkte wie Rasengittersteine oder -waben befestigen begrünte und versickerungsfähige Oberflächen und machen sie begeh- oder befahrbar. Über- und unterirdische Tanks, Rigolen und Zisternen sowie Retentionsboxen für Dach- und Fassadenbegrünung sammeln große Mengen an Niederschlagswasser und geben es langsam an die Umgebung ab oder speichern es für die Weiternutzung zwischen. Auf versiegelten Flächen können Abflüsse, kombiniert mit Regenwasserbehandlungsanlagen, das Niederschlagswasser reinigen und je nach Bedarf für die Bewässerung der umliegenden Bepflanzung zur Verfügung stellen.
Als Vorreiter in der Planung von Schwammstädten gilt der in Peking ansässige Landschaftsplaner und Universitätsprofessor Kongjian Yu. Infolge verheerender Überschwemmungen im Jahr 2012 nahm die chinesische Regierung seine Ideen in ihr Programm auf und hat das Schwammstadt-Konzept mittlerweile in über 70 Städten realisiert – beispielsweise in Sanya. Bis 2030 sollen 80 % der Städte in der Lage sein, 70 % ihrer Niederschläge zu absorbieren. Ein Zustand, fast wie in freier Natur.