ReUse & Recycling – Innovationen für die Bauwende

4. Dezember 2024

Von Katharina Lux

Foto: Heinze Gmbh, Kira Brüssau

Auf der „CHANGE STAGE“ des Klimafestivals 2024 wurde intensiv über die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen debattiert. Moderiert von Miriam Beul, diskutierten Franziska Stein von Concular, Isabel Faller von Polycare Research Technology GmbH, Marcus Lippe der Peiner Träger GmbH sowie Dirk Baune der Austrotherm Dämmstoffe GmbH dem Titel „ReUse & Recycling“ über innovative Ansätze, um Bauteile, Materialien oder ganze Gebäude wiederzuverwenden.

Dabei betone Franziska Stein gleich zu Anfang die Bedeutung von Transparenz und Dokumentation. Concular hat dazu Methoden entwickelt, das Wiederverwendungspotenziale von Bauteilen in bestehenden Gebäuden zu erfassen. Dabei besucht ein Team aus Architekt*innen und Ingenieur*innen Baustellen, um Materialien zu prüfen. Abfallvermeidung sei dabei prioritär, so Stein: „Wiederverwendung ist oft möglich, aber das Wissen darüber fehlt oftmals – etwa bei Versicherungen.“ Isabel Faller ergänzte daraufhin passend, dass Kreislauffähigkeit ganzheitlich betrachtet werden müsse. Ihr Unternehmen entwickelt Bauteile, die demontiert und vollständig wiederverwendet werden können. „Eine zukunftsfähige Immobilie ist eine, die man so plant, sie in 20 oder 50 Jahren auseinandernehmen und ganze Bauteile somit weiterverkaufen zu können“, sagte sie. Angesichts steigender Rohstoffpreise sei dies auch wirtschaftlich sinnvoll.

Marcus Lippe hat im Gespräch den Baustoff Stahl angesprochen – der nahezu unbegrenzt wiederverwendet werden könne. Entscheidend sei jedoch genau das bereits Angesprochene, nämlich im Neubau die Wiederverwendbarkeit von Anfang an zu dokumentieren: „Zirkuläre Expertise muss früh in den Bauprozess integriert werden, damit spätere Rückbauprozesse effizient ablaufen.“ Dabei räumte Lippe ein, dass die Stahlproduktion zwar noch sehr energieintensiv sei, doch Technologien wie Wasserstoff könnten diesen Prozess in Zukunft dekarbonisieren. Dirk Baune ging auch auf die Urteile zu Materialien ein – in diesem Fall zu Kunststoffdämmstoffen. Sein Unternehmen recycelt Materialrückläufer und entwickelt Systeme, bei denen auch verklebte Bauteile trennbar bleiben. Ziel sei eine vollständige Kreislauffähigkeit für Dämmstoffe in anspruchsvollen Anwendungsbereichen wie Flachdächern oder erdberührten Bauteilen.

Trotz vielversprechender Ansätze stehen der Bauwende noch Hindernisse im Weg. Laut Faller fehlt es in Deutschland an Anreizen für nachhaltiges Bauen, da höhere Anfangsinvestitionen oft abschreckend wirken. Lippe kritisierte, dass Abweichungen zwischen Planung und Baupraxis, die oftmals unnötigen Abfall verursachen. Baune plädierte für mehr politische Rahmenbedingungen, die die Wiederverwendbarkeit von Materialien einbeziehen müssten.

Dennoch zeigten die Diskussionsteilnehmer auch Lösungen auf. Im Gespräch wurde deutlich, dass die Investition in hochwertige Bauteile als strategisch sinnvoll erachtet werden müsse, da Ressourcen immer knapper werden. Langlebige Materialien wie Stahl könnten zudem ein enormes Potenzial bergen, wenn sie frühzeitig in Datenbanken erfasst und dokumentiert werden. Des Weiteren unterstrichen die Diskussionsteilnehmer*innen die Notwendigkeit von Kooperationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, um innovative Konzepte umzusetzen. Es brauche laut dem Panel mehr Mut, um nachhaltige Ideen in die Realität zu übersetzen. Das Klimafestival biete dafür eine gute Plattform, denn es bringe Gleichgesinnte zusammen.

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