Studie: Stadtplanung als Antwort auf den Klimawandel
10. März 2024
Eine neue Studie betrachtet die aktuellen Herausforderungen von Einwohnern in urbanen Räumen sowie die Merkmale für nachhaltigere Städte der Zukunft. So sollen Architekten und Planer besser verstehen können, wie sich Städte künftig optimierter gestalten lassen.
In Auftrag geben wurde die Analyse „Architects of Change“ von Chaos, einem Anbieter von 3D-Visualisierungstechnologien. Im Januar dieses Jahres wurden dazu gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Censuswide insgesamt 4024 Großstadtbewohner ab 16 Jahren in Deutschland, Italien, dem Vereinigten Königreich und den USA befragt.
Nach den Ergebnissen der Studie sagen in Deutschland mehr als ein Drittel (37%) der Befragten aus, dass Verkehr und Umweltverschmutzung zu den größten Problemen in städtischen Gebieten zählen, dicht gefolgt von der Luftqualität (35%) sowie dem Geräuschpegel (34%). Auch der Zugang zu Parkplätzen wurde von rund einem Viertel der Deutschen kritisiert (25%), ebenso wie die Überbevölkerung in urbanen Räumen (24%). Global betrachtet liegen die Zahlen sogar noch etwas höher mit Verkehr (42%), Luftqualität (38%), Zugang zu Parkplätzen (29%) und Überfüllung (27%).
Die Hälfte der deutschen Studienteilnehmer:innen (51%) geben an, dass Temperaturextreme in der Stadt das Wohlbefinden im letzten Jahr beeinträchtigt haben. Knapp ein Viertel (23%) stimmte der Aussage zu, dass sich ihr urbanes Zuhause (beispielsweise durch externe Faktoren wie Klima, Kosten, Lärm etc.) negativ auf ihr psychisches Wohlbefinden auswirke.
Daneben sehen sich die Großstadtbewohner:innrn zudem mit einem raschen Klimawandel konfrontiert, der besondere Anforderungen an das Leben in der Stadt stellt. Laut der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) und EU-Klimawandeldienst Copernicus war 2023 weltweit mit 1,48 Grad Celsius wärmer als im bisherigen Durchschnitt das wärmste Jahr aller Zeiten. Global betrachtet gibt es bereits Studien, die belegen, dass besonders urbane Räume im Rahmen der zunehmenden Emissionen von steigenden Temperaturen betroffen sein werden. Im Durchschnitt werden Städte 1,9 bis 4,4 Grad wärmer sein als das Umland, was einen enormen Unterschied darstellt.
Daher überrascht es nicht, dass die Großstadtbewohner bereits nach Lösungen hinsichtlich ihrer Wohnsituation suchen, die ihnen helfen, die steigenden Temperaturen in der Stadt zu kontrollieren bzw. zu ertragen. Zudem sind sich knapp 92% der Deutschen einig, dass bei der Planung künftiger Gebäude diese extremen Klimaveränderungen berücksichtigt werden sollten.
Unter den deutschen Studienteilnehmern fordern 43% eine bessere Isolierung der Gebäude (global 38%). Rund 20% wünschen sich eine eingebaute Klimaanlage für heiße Tage (global 23%), noch übertroffen von dem Wunsch nach einer verbesserten Luftfilterung (24% in Deutschland, global 29%). Neben diesen Komfort-Änderungen, zeigt sich in den Daten aber auch ein klarer Wille der Mehrheit der Städter auf nachhaltige Features zu achten und sogar in diese Maßnahmen zu investieren:
Knapp ein Drittel der deutschen Befragten (29%) gibt an, dass die Häuser der Zukunft über kohlenstoffarme Heizungslösungen verfügen müssen (global 35%) und mit effizienteren Beleuchtungssystemen ausgestattet sein müssen (27% in Deutschland, global 34%).
Zudem ist die deutliche Mehrheit deutscher Studienteilnehmer (55%) bereit, mehr in die Installation von Solarpanelen zu investieren (nahe an dem globalen Durchschnitt von 60%). Auch für die Verwendung nachhaltiger Baumaterialien (43% Deutschland, 47% global) und Wärmepumpen (39% Deutschland, 37% global) herrscht Bereitschaft. Nur bei der Installation von Ladestationen für Elektrofahrzeuge zieht die Automobil-Nation Deutschland (28%) im globalen Vergleich nicht mit (32%).
„Bis 2050 werden voraussichtlich fast 70 % der weltweiten Bevölkerung in Städten leben. Damit stehen Architekten vor der Aufgabe, Städte zu entwerfen, die diesem demographischen Anstieg gerecht werden und trotz der Herausforderungen, die die Umfragedaten aufzeigen, die Lebensqualität aufrechtzuerhalten”, so Martin Jasper, Architekt und Gründer des Architekturbüros Jasper Architects.
„Umso wichtiger ist es daher, eine Stadtplanung zu haben, die Lebensqualität, Widerstandsfähigkeit gegenüber kurzfristigen Herausforderungen und Anpassungsfähigkeit an sich wandelnde Bedürfnisse priorisiert. Gebäudestrukturen, als “Grundbausteine” des städtischen Gefüges, sollten Flexibilität und Nachhaltigkeit verkörpern. Hierbei spielt auch das Konzepts der adaptiven Wiederverwendung, also die Nutzung bestehender bauliche Strukturen für einen neuen Zweck, eine wichtige Rolle.“
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